Meningo n

Meningokokken

Die Impfung gegen Meningokokken (ACWY) ist im Gratisimpfprogramm für Jugendliche enthalten.

Meningokokken sind Bakterien und „tarnen“ sich wie (z. B. auch Pneumokokken) mit einer Kapsel. Dadurch werden sie vom Abwehrsystem erst nach einiger Zeit „entdeckt“. Sie lösen eitrige Hirnhautentzündung und Blutvergiftung aus und nehmen ebenfalls oft einen dramatischen Verlauf (siehe HIB und Pneumokokken): Zwischen den ersten Krankheitsanzeichen und akuter Lebensgefahr können nur wenige Stunden liegen. Zu den Krankheitsanzeichen siehe weiter unten bei Meningokokken im Detail.

Meningokokken-Erreger werden durch Tröpfcheninfektion bei sehr engem Kontakt von Mensch zu Mensch beispielsweise beim Anhusten, Niesen oder Küssen übertragen. Die Meningokokken-Infektionen werden durch verschiedene Serotypen hervorgerufen. Die konjugierten, 4-valenten Impfstoffe Menveo® und Nimenrix® schützen gegen die Serotypen A, C, W (135), Y. Die 4-fach konjugierte Meningokokkenimpfung ist als kostenfreie Impfung für Schulkinder im Gratisimpfprogramm enthalten, da besonders Jugendliche vor Eintritt in eine Gemeinschaftseinrichtung (Schüleraustausch, Studentenwohnheim, Kaserne u. ä.) geschützt sein sollen. Die Impfung erfolgt einmal im 11. bis 13. Lebensjahr (bzw. in der 6. Schulstufe).

Zusätzlich empfiehlt der österreichische Impfausschuss für Kleinkinder im 2. Lebensjahr eine einmalige Gabe der konjugierten Meningokokken-C-Impfung. Die Impfung mit konjugiertem C-Impfstoff ist frühestens ab dem vollendeten 2. Lebensmonat möglich, bei Impfbeginn im 1. Lebensjahr sind insgesamt 3 Teilimpfungen vorgesehen.

Mittlerweile ist auch gegen die häufig vorkommenden Erreger der Gruppe B ein Impfstoff in Österreich zugelassen, der seit 2014 erhältlich ist. Die Meningokokken-B-Impfung ist nicht im Gratisimpfprogramm und daher selbst zu bezahlen. Auf Grund der epidemiologischen Situation wird die Impfung gegen Meningokokken B für alle Kinder und Jugendlichen möglichst ab dem vollendeten 2. Lebensmonat im Österreichischen Impfplan empfohlen.

Auch wenn keine Symptome auf eine Infektion mit Meningokokken hindeuten, so ist es besonders wichtig, die Kinder bei hohem Fieber und rapider, massiver Verschlechterung des Allgemeinzustandes genau zu beobachten. Spätestens beim Auftreten von Hautblutungen ("Blutergüssen" ist sofort der Arzt oder das Krankenhaus aufzusuchen.

Factsheet Meningokokken der WHO

Nationale Referenzzentrale für Meningokokken


Meningokokken im Detail

Erreger: Meningokokken, d.h. gramnegative Bakterien (Neisseria meningitidis); es gibt 13 serologisch unterscheidbare Gruppen und innerhalb dieser weitere Subtypen.

Erregervorkommen: Mensch. Etwa 10% der Europäer sind asymptomatische Träger von Meningokokken im Nasen-Rachen-Raum.

Verbreitung: Meningokokken kommen weltweit vor, Bedeutung für das Auftreten von Epidemien haben vor allem Meningokokken der Gruppe A, B, C, W135 und Y.

Infektionsquellen und Übertragung: Übertragung durch Tröpfcheninfektion bei sehr engem Kontakt von Mensch zu Mensch beispielsweise beim Anhusten, Niesen oder Küssen.

Inkubationszeit: 1 bis 10 Tage, meist weniger als 4 Tage.

Krankheitsbild: Die Erkrankung beginnt mit uncharakteristischen Allgemeinbeschwerden, dann treten zunehmende, schwer behandelbare Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, hohes Fieber, Nackensteife und Bewusstseinsstörungen bis zur Bewusstlosigkeit auf. Zusätzlich besteht bei schweren Verläufen meist auch ein Hautausschlag in Form von kleinen Hauteinblutungen, die später zusammenfließen können. Der Erkrankungsbeginn kann dramatisch sein und innerhalb weniger Stunden aus vollster Gesundheit zur Bewusstlosigkeit führen. In schwersten Fällen der Meningokokken-Erkrankung kann es innerhalb weniger Stunden zum Tod durch Herz-Kreislaufversagen bei massivsten Blutgerinnungsstörungen kommen (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom).
Frühsymptome bei Säuglingen und Kleinstkindern: Bei Kleinstkindern müssen nicht alle klassischen Symptome wie Fieber, Appetitlosigkeit oder Erbrechen, schrilles Schreien oder Wimmern, Angst, Berührungsempfindlichkeit, steifer Nacken auftreten. Mitunter sind vorgewölbte Fontanellen neben hohem Fieber zu Beginn die einzigen Hinweise auf eine Meningokokken-Erkrankung. Die Symptome bei Kleinstkindern können einzeln oder gemeinsam auftreten. Auffälliger ist es, wenn das Kind einen starren Gesichtsausdruck hat und teilnahmslos ist. Zusätzlich können rote, punktförmige Hautflecken auftreten. Rund 80 Prozent aller Kinder mit Meningokokken-Erkrankung bilden diesen Ausschlag aus, der unter Druck nicht verschwindet, d. h. er bleibt unter einem Glasspatel auch unter Druck sichtbar (Glas- bzw. Tumbler-Test!). Kinder müssen bei der Erstuntersuchung unbedingt komplett ausgezogen werden, um keine Blutungen zu übersehen.
Die Letalität  beträgt bei isolierter Sepsis 10%, bei Waterhouse-Friderichsen-Syndrom 35% und bei isolierter Meningitis 1%. Spätschäden eine Meningokokken-Meningitis sind psychomotorische Entwicklungsstörungen, Hörstörungen (9%), Hirnnervenlähmungen, Hemiplegie, Krampfanfälle, Hydrozephalus, große Hautschäden und Amputationen von Gliedmaßen bei schwerer Sepsis.

Vorbeugung (Prophylaxe): Chemoprophylaxe (Antibiotika) bei engen Kontaktpersonen eines erkrankten Patienten. Impfung, es gibt konjugierte Impfstoffe und Polysaccharid-Impfstoffe die gegen unterschiedliche Serotypen wirksam sind (siehe oben).


Quellen:
www.reisemed.at
Österreichischer Impfplan
DGPI Handbuch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Thieme Verlag 2013
(Ergänzt und überarbeitet von Prof. Dr. Diether Spork, Impfreferent der ÄK Steiermark und Dr. Andreas Trobisch, Assistenzarzt an der Univ.-Kinderklinik des LKH-Graz.)

news