Humane Papillomviren (HPV)
Humane Papillomaviren (HPV) werden beim Geschlechtsverkehr durch direkten Kontakt der Genitalschleimhaut übertragen. Sie verursachen Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom), das ist die nach dem Brustkrebs zweithäufigste Krebsart bei jungen Frauen in Europa. Ferner sind Papillomvirustypen von großer Bedeutung für die Entstehung von Vulva-, Penis- und Analkarzinomen. Zudem wurden in den letzten Jahren in den USA und Europa in zunehmendem Maße HPV-asssoziierte oropharyngeale Tumore bei jungen Erwachsenen beschrieben.
70 Prozent der sexuell aktiven Frauen und Männer infizieren sich zumindest einmal im Leben mit HPV. Bei fortdauernder Infektion kann es in 1−5 Jahren zu Dysplasien bzw. geringgradigen Schleimhautveränderungen und möglichen Vorstufen von Krebs kommen. Besteht die Infektion länger als 5 Jahre fort, sind auf die Oberflächenzellen begrenzte Krebsvorstufen die Folge. Nach 10 Jahren chronischer HPV-Infektion kommt es zu einem invasiven Wachstum der veränderten Epithelzellen in die Umgebung und zum Gebärmutterhalskrebs. Besonders häufig sind Frauen zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr betroffen. Zervixkarzinome entstehen nur bei Vorliegen einer HPV-Infektion. Ko-Faktoren sind Langzeiteinnahme von oralen Kontrazeptiva („Pille“), Rauchen, Zahl der Geburten, andere Genitalinfektionen, genetische Veränderungen oder erworbene Immunschwäche.
Bisher steht kein Medikament zur Bekämpfung von HP-Viren zur Verfügung, man kann sich also nur vorbeugend durch die Impfung schützen. Besonders sinnvoll ist die Impfung zum Schutz vor einer möglichen Ansteckung. Daher sollten Jugendliche vor Aufnahme sexueller Aktivitäten geimpft werden. Die Impfung ist insbesondere für Mädchen und junge Frauen wichtig. Dennoch sollten zur Unterbindung der Infektionskette auch Burschen als potentielle Überträger in das Impfprogramm einbezogen werden. Außerdem können Männer/Burschen wie Frauen/Mädchen von unangenehmen Genitalwarzen befallen sein.
Die Impfung gegen HPV ist im Gratisimpfprogramm für Jugendliche enthalten.
Mehr dazu: Aktuelle Informationen des BM für Gesundheit zu HPV, www.krebshilfe.net, Prof. Dr. Karl Tamussino über die Bedeutung der HPV-Impfung (Video)
HPV im Detail
Erreger: Humanes Papillomavirus (HPV). Das HP-Virus stellt eine große Virusgruppe dar, die abnormales Zellwachstum beim Menschen verursachen kann. Bislang wurden mehr als 40 Typen des HP-Virus bei Infektionen im Genitalbereich nachgewiesen. Insgesamt kennt man rund 200 Typen des HP-Virus.
Erregervorkommen: Mensch
Verbreitung: 70 Prozent aller sexuell aktiven Menschen infizieren sich einmal im Leben mit HPV, bei 50 Prozent aller Jugendlichen finden sich HPV-spezifische Antikörper. Auch gibt es Hinweise, dass bei oropharyngealen Tumoren in 70 Prozent der Fälle eine HPV Assoziation vorliegt.
Inkubationszeit: bei kutanen Warzen 6 Monate bis 2 Jahre, bei genitalen Infektionen 4 Wochen bis mehrere Monate.
Infektionsquellen und Übertragung: durch direkten Kontakt mit Genitalschleimhaut (Geschlechtsverkehr).
Krankheitsbild: Als Folgen einer Infektion mit dem HP-Virus können einerseits die harmlosen Warzenstrukturen v.a. im Genitalbereich entstehen, zu denen auch die Feigwarzen (Kondylome) zählen. Für Kondylome sind primär die HP-Viren Gruppen 6 und 11 verantwortlich.
Andererseits kann es nach Infektion mit einem so genannten high risk HP-Virus, dazu zählen besonders die Typen 16 und 18, zu bösartigen Zellveränderungen kommen. Man nennt die high risk Typen 16 und 18 die onkogenen, also krebserregenden, Typen. Wenn es nach Infektion mit einem onkogenen HP-Virus nicht zu einer spontanen Abheilung kommt, kann die chronische Besiedelung Krebsvorstufen und in Folge Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) verursachen.
Vorbeugung (Prophylaxe): Schutzimpfung mit speziellen Totimpfstoffen. Die HPV Impfung ist ab dem vollend. 9. bis zum vollend. 30. Lebensjahr kostenfrei. Die HPV-Impfung steht damit allen Personen bis zum vollendeten 30. Lebensjahr sowohl bei niedergelassenen Ärzt:innen als auch in öffentlichen Impfstellen kostenfrei zur Verfügung.
Hof H., Dörries R. Medizinische Mikrobiologie, Duale Reihe, Georg Thieme Verlag, 2005, ISBN 2-13-125313-4
Viens LJ, Henley SJ, Watson M, Markowitz LE, Thomas CC, Thompson TD, Razzaghi H, Saraiya M, Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Human papillomavirus–associated cancers—United States, 2008–2012. MMWR 2016;65(26):661–666.
Österreichischer Impfplan
www.reisemed.at
DGPI Handbuch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Thieme Verlag 2013
(Ergänzt und überarbeitet von Prof. Dr. Diether Spork, Impfreferent der ÄK Steiermark und Dr. Andreas Trobisch, Assistenzarzt an der Univ.-Kinderklinik des LKH-Graz.)