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Gruppenschutz und Individualschutz

Infektionskrankheiten gefährden nicht nur den einzelnen betroffenen Menschen, sondern auch seine Umgebung, weil ein erkrankter Mensch die Krankheit auch übertragen kann. Ein Instrument zur Verhinderung der Übertragung von Mensch zu Mensch ist der „Gruppenschutz“ bzw. die „Herdenimmunität“.

Wenn möglichst viele Menschen durch Impfung zu „Nicht-Überträgern“ geworden sind, ist ein Erreger blockiert und kann sich in der Bevölkerung nicht weiter ausbreiten. Eine Epidemie ist ausgeschlossen und die wenigen ungeimpften Menschen haben ein geringeres Risiko angesteckt zu werden. Das geht nur, wenn die Gruppe bzw. „Herde“ immun ist.

Gruppenschutz ist sehr wichtig, weil bestimmte Menschen nicht geimpft werden können bzw. dürfen: z. B ein Kind unmittelbar nach einer Knochenmarkstransplantation. Dieses Kind muss also vor einer Ansteckung durch Masern aus der Umgebung heraus geschützt werden. Dazu muss die Umgebung gegen Masern geimpft sein. Ist sie z. B. in Schulen oder Kindergärten nicht gegeben, verbreitet sich ein eingeschleppter Virus ungehindert. Es droht eine Epidemie. So ist es in den letzten Jahren in Deutschland und Italien zu lokalen Masernausbrüchen mit mehreren tausend Erkrankungen und einigen Todesfällen gekommen.

Übrigens: Masern können sich nicht ausbreiten, wenn 95 Prozent der Bevölkerung dagegen geschützt sind. Bei 5 von 100 Kindern führt eine einmalige Masern-Impfung aber nicht zur schützenden Immunität. Und manche Kinder (siehe oben) dürfen gar nicht gegen Masern geimpft werden. Deswegen erfolgt die Masern-Impfung zweimal: Damit bleibt die Gruppe der ungeimpften Kinder sehr klein, Herdenimmunität entsteht. Das Virus kann nicht weiter in die Bevölkerung dringen. Auf lange Sicht hin kann es sogar gelingen, den Erreger auszurotten – wie bei den Pocken.

Der oben beschriebene Gruppenschutz kann aber den Schutz des einzelnen Menschen – den Individualschutz – nicht immer ersetzen. Ein Beispiel: Die FSME (Früh-Sommer-Meningo-Enzephalitis) wird durch mit dem Erreger verseuchte Zecken übertragen. Davon gibt es in Endemiegebieten wie der Steiermark sehr viele.

Das bedeutet: Jeder Einzelne riskiert, in der freien Natur von einer verseuchten Zecke mit FSME angesteckt zu werden, weil praktisch „immer und überall“ mit verseuchten Zecken zu rechnen ist. (Hundebesitzer wissen ein Lied davon zu singen: In milden steirischen Wintern kommen Waldi, Hasso und Co durchaus auch im Jänner mit Zecken vom Waldspaziergang heim.) Bei solchen Erregern hilft also nur, dass sich jeder einzelne Mensch dagegen schützt: Nur die Impfung beugt einer FSME-Erkrankung nach einem Zeckenstich wirksam vor.  


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FSME Verbreitungsgebiete in Österreich (Bildquelle: www.zecken.at)

Dasselbe gilt für Tetanus (Wundstarrkrampf): Die Sporen leben u.a. im Erdreich. Über eine Verletzung (offene Wunde) gelangen sie leicht in den Körper. Dort können sie sich unter Luftabschluss vermehren und ihr gefährliches, oft tödliches Gift in den Körper abgeben. Deshalb können gerade kleine Verletzungen besonders riskant sein. Auch hier muss jeder Einzelne durch Impfung dem Risiko einer Infektion vorbeugen.

Fortschritt in der Polio Ausrottung 1985 bis 2009

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Quelle: www.who.int/entity/immunization_monitoring /data/SlidesGlobalImmunization.pdf

Siehe auch WHO Weekly Epidemiological Record und jährliche Polio-Reports.

Weitere Details auf www.polioeradication.org

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