Polio (Kinderlähmung)
Polio(-myelitis bzw. Kinderlähmung) wird meist fäko-oral (d. h. vom Stuhl über die Hände in den Mund) oder durch Haushaltskontakt übertragen. Polio verursacht bleibende Lähmungen bei Kindern und Erwachsenen. Das Virus wird in der Regel durch den Mund in den Körper aufgenommen und vermehrt sich anschließend im Darm. Auch eine aerogene Übertragung (über das Einatmen) ist möglich.
Über 90 Prozent der Erkrankungen verlaufen ohne Beschwerden. Bei ca. 5 Prozent treten Fieber, Kopf- und Halsschmerzen, Krankheitsgefühl, Erbrechen und Durchfälle auf (abortive Polio), manchmal auch in Verbindung mit Meningitis (Gehirnhautentzündung). Je nach Lebensalter treten in 0,1 bis 1 Prozent der Infektionen die typischen Symptome wie schlaffe Muskellähmungen, Hirnnervenausfälle, Krämpfe, Bewusstseinstrübungen auf.
In Österreich ist Polio durch das Impfprogramm bereits seit Jahren ausgerottet. Aber die Großeltern-Generation hat bis in die 60er Jahre Neuinfektionen von Kinderlähmung miterlebt. Damals blieben Schulfreund:innen plötzlich monatelang vom Unterricht fern und kamen im Rollstuhl oder stark gehbehindert zurück. Durch die moderne Reisefreiheit kann die Erkrankung aber auch heute noch insbesondere aus Ländern mit schlechten hygienischen Verhältnissen eingeschleppt werden. Außerdem konnte das Polio-Ausrottungsprogramm der WHO durch Kriegswirren vor allem im Nahen Osten (Syrien, Irak), in Afghanistan und in Zentralafrika nicht wie geplant umgesetzt werden.
Die Impfung gegen Polio ist im Gratisimpfprogramm für Kinder und Jugendliche enthalten.
Mehr dazu: https://polioeradication.org/about-polio/
Polio im Detail
Erreger: Polioviren (3 Serotypen).
Erregervorkommen: Mensch.
Verbreitung: ursprünglich weltweit, durch WHO-Ausrottungsprogramm nur mehr in Ländern, die von WHO Programmen noch nicht erreicht wurden (v. a. subtropische und tropische Länder Asiens und Afrikas). Gefahr der Einschleppung nach Österreich durch Reisende aus diesen Gegenden.
Inkubationszeit: 3 bis 14 Tage, bis zum Beginn der Paralyse (Lähmung) im Schnitt 11 bis 17 Tage.
Ansteckungsrisiko bei Kontakt (Kontagionsindex): nicht zu beziffern, da abhängig vom sozioökonomischen Standard der Bevölkerung
Infektionsquellen und Übertragung: meist Schmierinfektion (fäko-oral, Stuhl-Mund), aber auch aerogene Übertragung (Einatmen) möglich.
Krankheitsbild: über 90 Prozent der Infektionen verlaufen ohne Beschwerden. Bei ca. 5 Prozent treten Fieber, Kopf- und Halsschmerzen, Krankheitsgefühl, Erbrechen und Durchfälle auf (abortive Polio), manchmal auch in Verbindung mit Meningitis (Gehirnhautentzündung). Je nach Lebensalter treten in 0,1 bis 1 Prozent der Infektionen die typischen Symptome wie schlaffe Muskellähmungen, Hirnnervenausfälle, Krämpfe, Bewusstseinstrübungen auf. Lange Rekonvaleszenz (Rückbildung der Lähmungen); häufig aber Spätfolgen (bleibende Lähmungen, Wachstumsstörungen etc.). Post-Polio Syndrom: nach Jahrzehnten relativer Beschwerdefreiheit treten Muskelschwund, Ermüdungserscheinungen und Schmerzen auf.
Es gibt keine kausale Therapie, betroffene Patienten können nur symptomatisch behandelt werden.
Vorbeugung (Prophylaxe): Schutzimpfung mit Totimpfstoff (vorwiegend als Kombinationsimpfstoff).
Malinowski, W.: Impfungen in Österreich und anderen europäischen Ländern, Facultas Universitätsverlag, Wien 2005
Quast, U. et al.: Impfreaktionen, Hippokrates Verlag, Stuttgart 1997
DGPI Handbuch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Thieme Verlag 2013
(Ergänzt und überarbeitet von Prof. Dr. Diether Spork und Dr. Andreas Trobisch)