Wie Infektionskrankheiten ablaufen
Infektion bedeutet das Eindringen von Krankheitserregern in einen Organismus und ihre Vermehrung. Infektion bedeutet aber nicht immer zwingend Erkrankung: Manche dieser „Eindringlinge“ toleriert der betroffene Organismus, ja er benötigt sie sogar. So hilft die normale Darmflora bei der Verdauung. Außerdem schützt ihr Vorhandensein vor dem Eindringen und der massiven Vermehrung von anderen, unerwünschten, krankmachenden Keimen.
Krankmachende Keime richten im Zuge ihrer Vermehrung Schaden an: Bakterien geben Gifte ab, Viren zerstören Zellen. Wenn krankmachende Bakterien oder Viren eindringen, beginnt der Organismus, sich dagegen zu wehren. Beim Erstkontakt haben diese unerwünschten Eindringlinge einen − je nach ihrer Vermehrungsgeschwindigkeit – unterschiedlichen Zeitvorsprung. Das Erkennen des „Feindes“, die Entwicklung von Abwehrstoffen und die Bereitstellung einer für die Vernichtung der Eindringlinge ausreichenden Menge kostet viel Zeit. Währenddessen kann bereits bleibender Schaden angerichtet worden sein. Abgesehen davon kann auch die erfolgreiche Auseinandersetzung zwischen Eindringling und Abwehrsystem zu Krankheitssymptomen führen und Schaden anrichten. Die ersten Krankheitsanzeichen (Symptome) setzen am Ende der Inkubationszeit (das ist die Zeit von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung) ein.
Bei Infektionen mit Bakterien gibt es Medikamente (Antibiotika), die die Ursache der Erkrankung bekämpfen. Aber: Antibiotika können nicht jedes Leben retten oder bleibende Schäden sicher verhindern. Besonders hartnäckig sind z. B. Meningokokken, Pneumokokken oder Diphtherie. Außerdem werden viele Krankheitserreger mit zunehmendem Einsatz von Antibiotika resistent – die Medikamente wirken dann nicht mehr. Daher müssen laufend neue Antibiotika entwickelt werden. Dazu kommt, dass bei einer antibiotischen Behandlung Zeit eine wesentliche Rolle spielt: Es vergeht erstens Zeit, bis Antibiotika zum Einsatz kommen, und es dauert dann wieder einige Zeit, bis sie ihre volle Wirksamkeit entfalten können. Bis dahin kann schon – schlimmstenfalls bleibender – Schaden entstanden sein.
Der Großteil der Infektionen mit Viren (z. B. Masern, FSME) läuft schicksalhaft ab. Das bedeutet: Die Medizin kann nur Symptome bekämpfen, aber nichts gegen die Erkrankungsursache selbst unternehmen. Das gilt für die Schulmedizin genauso wie für die Alternativmedizin. Bei manchen Krankheitsverläufen, die vor 40 Jahren noch zum Tode geführt haben, kann die moderne Intensivmedizin zwar das Leben erhalten, aber mit dem Krankheitserreger muss der befallene Körper selbst fertig werden. Neurotrope Viren können das Zentralnervensystem bzw. das Gehirn befallen. Das passiert z. B. bei Masern, FSME oder Kinderlähmung (Polio). Bei einer Masern-Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder bei Polio kommt es zum unwiederbringlichen Untergang von Nervenzellen. Es können auch sogenannte „Defektheilungen“ erfolgen: Dann bleiben trotz gebesserter Gesundheit Schäden wie Lähmungen, Taubheit, Unfruchtbarkeit u. ä. Im schlimmsten Fall endet eine Infektion tödlich. In Berlin etwa ist 2015 ein vorher völlig gesunder Bub an Masern verstorben. Ein solcher Tod durch Viren ist zu verhindern – wenn man rechtzeitig impft.
Infektion in Zahlen
Masernepidemie in der Steiermark 1995
Von insgesamt 114 Masernfällen wurden 22 auf der Intensivstation behandelt, 4 mussten intubiert und beatmet werden. Weitere Komplikationen:
- 10 Fälle von Pneumonie (Lungenentzündung)
- 7 Fälle von Enzephalitis (Entzündung des Gehirns)
- 4 Fälle von Meningitis (Gehirnhautentzündung)
- 1 Fall von Masernkrupp
Von den 22 intensivmedizinisch betreuten Kindern war nur eines geimpft.
Masern in Salzburg 2008
2008 wurde ein Ausbruch in Salzburg dokumentiert, welcher insgesamt 259 Masernerkrankte zählte und sich von Deutschland bis nach Norwegen erstreckte.
Masernepidemie in Bulgarien 2009
Von 2009 bis 2011 dauerte eine Masernepidemie in Bulgarien, welche hauptsächlich die Roma Population betraf und über 24.000 Fälle zählte. Komplikationen waren:
- 24 Patienten verstarben
- 4.704 Fälle einer Pneumonie
- 3.206 Fälle mit Durchfall
- 15 Fälle mit akuter Enzephalitis
- 21 Fälle einer Otitis media
- 123 Fälle mit Pneumonie und Durchfall, sowie
- 5 Fälle mit Pneumonie und Enzephalitis